Sonntag, 4. Mai 2014

...Reise nach Mittelerde Tour 1

Der Tag fing sehr durchwachsen an, ziemlich grau und wolkenverhangen.
Kein idealer Start für eine Mopedtour, und dabei hatte ich doch gestern ganz bestimmt meinen Teller leer gegessen!

So stand ich nun am Fenster und grübelte, ob ich die Regenkleidung in der Gepäckrolle verstauen soll, oder ob es doch noch regnen wird, sodass es lohnt sich in die Gummihaut zu zwängen?
Oder vielleicht doch noch einen Rucksack schultern und da das Regenzeug rein?
Eigentlich reicht mir der Stauraum der Rolle aus.

Ja, wären die Koffer rechtzeitig gekommen wäre die Entscheidung einfacher gewesen. Deckel auf, Klamotten rein, Deckel zu, und im Bedarf das Ganze andersrum.

Leider muss das Aluminium für die Herstellung meiner Koffer erst noch im brasilianischen Regenwald gewonnen werden, um dann, über einen ganz geheimen, selbst für den Lieferanten nicht nachvollziehbaren Prozess, schließlich in die gewünschte Form der Koffer gebracht zu werden.
Lieferzeitpunkt – ungewiss.

Also musste ich eine Entscheidung treffen!
Das Regenzeug in der quietschgelben Rolle verpackt ging es los.
Für den Tag eine gute Entscheidung wie es sich erweisen sollte, aber nur für Den Tag!

Bevor es richtig losgehen konnte war noch ein Besuch der Tankstelle im Nachbarort angebracht, die Fahrt wäre sonst schnell zu Ende gewesen.
Ich zahle dabei gerne mit EC Karte umso den mentalen Konflikt "Sprit fließt aus dem Tank = Geld fließt aus dem Portemonnaie" nicht so deutlich zu spüren.

Die nächste Ausgabe ließ nicht lange auf sich warten, ziemlich genau nach 5 Minuten war es soweit. 2,80 Euro wechselten den Besitzer und ich bekam ein Ticket für die Fährüberfahrt auf die "andere" Seite des Rheins - bei uns nennt man sie die "Ebsch-Seit" (ohne "e").

Die von der Seite nennen unsere Seite allerdings auch so. Komisch?
Eigentlich nicht, denn da gibt es einen geschichtlichen Hintergrund, der auf die Zeit zurück geht, zu der die Schiffe noch mit Pferden den Rhein flussaufwärts gezogen wurden, und jene immer auf der zum Fluss gewandten Seite eine Scheuklappe trugen.
Diese Seite war, wegen der Lichtreflektion des Wassers, die Ebsch-Seit.

Und da die Pferde durch die Windungen des Rheins mal auf der linken, mal auf der rechten Seite eingesetzt wurden, sind also beide Seiten die Ebsch-Seit – so kenne ich es zumindest.

Aber, ich schweife ab.
Auf der anderen Seite angekommen war der Himmel immer noch grau, was allerdings auch nicht anders zu erwarten war, denn der Rhein trennt ja nur die Bundesländer, der Himmel setzt sich im allgemeinen darüber hinweg.

Jetzt ging es eigentlich erst so richtig los, vor mir lagen noch ungefähr 320 km und einige Stunden Fahrt
Das Navi, ein Garmin 390 ML, am Vortag mit den Routendaten gefüttert, ging davon aus, dass ich so gegen 18:00 mein Ziel im Schwarzwald erreichen würde.

Ich muss gestehen, dass ich im Laufe des Tage einige kurze, aber unnötige Extra-Schleifen machte, die an dem Verfahren lagen, wie ich die Route zuvor am PC mit der Garmin Base Camp Software erstellt hatte.

Die Markierungen der einzelnen Wegpunkte die ich für meine Tour ausgesucht hatte, habe ich wohl nicht immer ganz korrekt in der Karte markiert, sodass beim Zusammenführen der Route dann diese Passagen mal in einer Seitenstraße endeten, oder mich auch mal in die falsche Richtung leiteten.

Jedenfalls war das etwas nervig und führte später dann bei der Ortsdurchfahrt von Pforzheim dazu, dass ich dem Navi nicht mehr traute und am Ende, irrend eine ca. 20 bis 30 Minuten Sightseeing Tour auf eigene Faust durch die Stadt machte – ich kann sagen dass es sich nicht rentiert hat.

Zunächst ging es aber auf der anderen Seite des Rheins über weite Flächen und kleine Hügel in Richtung Südosten, vorbei an ausgedehnten, teils leuchtend gelben Rapsfeldern, aber auch immer wieder mitten rein in kleine Dörfer.
Also Gas weg und an die Geschwindigkeitsbegrenzung gehalten, die in vielen Fällen bis auf 30 km/h runtergeht, was jede Menge Zeit kostet.


Mit dem Auto ist mir das bislang gar nicht so aufgefallen, es mag aber auch an der anderen Art des Erlebens von Beschleunigung und Geschwindigkeit liegen, die mit dem Motorrad doch wesentlich intensiver zu spüren ist.

Bei Worms querte ich dann den Rhein in Richtung Odenwald.
Bisher lief alles angenehm, die Gepäckrolle hielt Dank der mit Expander versehenen Spanngurte bombenfest, also konnte ich mich sorglos auf die Fahrt konzentrieren.

Denn nun ging es ab in die kurvenreiche Region der Bergstraße, bis ich dann bei Ziegelhausen den Neckar überquerte. Nach einer kurzen Snackpause, ich hatte mir ein Brot und ein Ei mitgenommen, fuhr ich auf das besagte Pforzheim zu und dann weiter entlang der Enz bis ins Eyachtal und weiter über Bad Herrenalb durch den schönen Schwarzwald.

OK, so schön war er dann doch nicht, denn mittlerweile regnete es sporadisch und wurde auch merklich kühler. Gut dass ich eine wind- und wasserdichte Membrane in meiner Kleidung habe. Zwar wird die Außenhaut nass, doch dringt davon, bis auf etwas Kühle am Arm nicht viel an mich heran. Zumindest nicht bei dem Maß an Regen, dass ich heute abbekommen sollte.

Doch wurde es dann, bei gerademal 8 Grad und Sprühregen auf der Schwarzwaldhochstraße irgendwie ungemütlich. Das Navi zeigte mir an, dass ich erst gegen 18:30 mein Ziel erreichen würde, die verlorene Zeit meiner Rundfahrt durch Pforzheim machte sich Eins zu Eins auf der Uhr bemerkbar.

Die letzten Kilometer, in teilweise dichtem Nebel, zogen sich länger als gewünscht, jedenfalls war ich doch froh dann endlich meine Unterkunft erreicht zu haben.



Eine warme Dusche, ein 5-Gänge Menü und meine guten Freunde, ich nenne sie mal Marathon-Mann und Party-Fee warteten schon auf mich.

Soweit der erste Tag, morgen geht es weiter.


Tour 1



1 Kommentar:

  1. Fährt fast bei mir zu Hause vorbei und sagt nix...
    Wenn Du das nächste Mal in der Offenburger Gegend bist, melde Dich bitte vorher an, dann gibt's 'nen wärmendes Heißgetränke (sollte wieder so ein Sauwetter sein).

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