Dienstag, 13. Mai 2014

...eine sehr REGENerative Reise! Tour 3

Der Wecker klingelt, bzw. die Smartphone App die einen Wecker simuliert.
Ich drücke die Schlummertaste und drehe mich um, 10 Minuten später das Ganze noch einmal.

Tag 3 der Reise und ich erwache im Elsas, genauer gesagt im Ort Eguisheim, ca. 9 km südlich von Colmar. Der kleine Ort liegt am Fuße der Vogesen, meinem eigentlichen Ziel dieser Reise. Von hier soll es weitergehen, kreuz und quer, irgendwohin durch die Berge über Pässe und viele kleine Straßen und dann weiter in den Norden zum nächsten Zwischenstopp. Wohin genau ist einerlei, auf meiner kleinen Rundreise steht für mich das Fahren im Vordergrund.

Das Handy klingelt erneut.
Ok, wenn ich frühstücken und weiterfahren möchte, wäre es gut aus den Federn zu kommen, also trolle ich mich schweren Herzens von der Matratze.
Meine Füße erreichen den Boden und bringen mich ohne direkte Anweisung zum Fenster denn ich bin neugierig wie es draußen ist.
Noch ist alles verschlafen, es ist schön ruhig hier, kein Vergleich zu meinem Wohnort durch den täglich hunderte Züge rollen.

Mein Zimmer liegt recht hoch über dem Gebäudekomplex der Hostellerie, die früher ein Hofgut mit mehreren Anbauten gewesen sein mag. So kann ich bis auf die Weinberge außerhalb des Ortes sehen, eine leicht ansteigende Hügellandschaft.


Zu meiner Freude hat es in der Nacht nicht geregnet, aber leider sieht es schon wieder sehr unbeständig aus. Abwarten und Kaffee trinken ist die Devise. Zuvor noch das Vollwaschprogramm und frisch eingekleidet, dann geht es zum Frühstück.

Ich staune nicht schlecht, die Hostellerie hat alles aufgefahren was sich Mann und Frau zum Einläuten des Tages so wünschen, sogar ein Sektchen gibt es. Auf den kann ich aber gerne verzichten da ich doch meine Sinne für die Tour brauche und der Alkohol im Sekt mir morgens etwas mehr zusetzt als Abends. So greife ich wie gewohnt auf Kaffee und Säfte zurück.

Gestern Abend ließ ich mich von den 2 weinseligen Pärchen in ein Gespräch um einen Eierkocher und dessen Handhabung verwickeln, was sich nun als sehr hilfreich erwies.
Da stand er nun, sah aus wie ein großer Toaster mit Wasser drin und blubberte wie wild. Das Konzept war, dass ich jeder Gast sein Ei selbst kochen sollte, in dem das Ei in eine Art Korb gelegt und dann in das brodelnde Wasser gehängt wurde, natürlich in Selbstverantwortung was den letztlichen Härtegrad des Eies anbelangt.
Der ein- oder andere wird sich wahrscheinlich einen Stein gekocht haben.

Tolle Idee, das mache ich auch und da ich ja einen Wecker am Smartphone habe kann ich mir auch ein Ei nach meinem Geschmack kochen. Das Ei ist perfekt und der Kocher ein prima Gesprächsthema für einige Gäste. Das Salz für die Eier wird ebenfalls zum Thema, denn warum auch immer, für den gesamten Frühstücksbereich stehen nur 3 Salzstreuer zur Verfügung. Ich wusste nicht dass Salz in Frankreich rationiert ist.

Während ich noch esse kommen besagte Pärchen vom Vorabend und setzen sich etwas verkatert an den Tisch zur Linken.
Wie es dazu kommt weiß ich nicht mehr jedoch erfahre ich, dass sie aus Gengenbach im Breisgau stammen, einem wirklich schönen Ort in der Nähe von Offenburg.
Es ist schon merkwürdig wie das Leben so spielt.

Gengenbach an der Kinzig war Station einer Reise des letzten Sommers, somit auch wieder mit Bildern behaftet, und das Kopf-Kino spielte mir den Film nochmals vor.
Es war damals traumhaftes Wetter, der Wochenmarkt im Ort, mittendurch floss ein kleines Rinnsal. Überall nette kleine Geschäfte und ein Juwelier der seinen Laden aus Altergründen zum Ausverkauf anbot. Beim Mittagessen schwärmt die Bedienung vom schnuckeligen Weihnachtsmarkt, was jedoch mitten im Sommer keine tolle Vorstellung ist. Zum Abschluss noch ein Rundgang und dann weiter mit dem Auto nach Hause.
Emotionen- und Film Ende.

Die Pärchen aus Gengenbach sind wirklich nett und mich freut es, dass sie so gut gelaunt sind, trotz Kater und Salzmangel. Für mich wird es Zeit die Tafel zu verlassen, es soll heute ja noch ein paar schöne Strecken zu fahren geben.
Schnell das Hotel bezahlt welches mit 79 € im Gegensatz zur letzten Unterkunft ein wahres Schnäppchen ist.

Das Gepäck sortiert, wasserdicht verpackt und zur Abfahrt bereit stiefele ich zum Parkplatz.
Es regnet schon wieder und es sieht nicht nach einer möglichen Verbesserung aus.
Der Himmel ist einheitlich grau und tropft aus allen Löchern.
Doch da ich es ohnehin nicht ändern kann beschließe ich zu fahren.
Diesmal ziehe ich gleich die Regenjacke über, jedoch möchte ich nicht so recht in die Regenhose schlüpfen und verstaue sie dann doch in der Gepäckrolle – ein Fehler wie sich bald herausstellt.

Das Navi mit etlichen Kurven und Passstraßen gefüttert geht es los in den Regen.
Über die Orte Husseren und Gueberschwihr fahre ich Richtung Süd-Westen durch die Weinberge. Eine Motorradgruppe kommt mir entgegen, alle Fahrer und Beifahrer in Regenkombis eingepackt, wir grüßen und weiter geht es.

Die Fahrt aus dem Ort heraus führt über einen Wirtschaftsweg der mit einem Verbotsschild für Autos markiert ist. Mir ist zunächst nicht klar, ob dies auch für mich gilt, doch der Blick zum Lenker verrät mir, dass ich auf dem Motorrad sitze und nicht im Auto.
Also, Augen zu und durch. Die Schilder begegnen mir später noch öfter, aber auch Autos auf diesen Straßen, scheinbar nimmt man das hier nicht so genau, also passe ich mich an.

Hinter dem Ort Nessel komme ich dann immer tiefer in ausgedehnte Waldgebiete und halte an einem Kriegsgräber Denkmal des ersten Weltkriegs an.


Le Souvenir Francais steht auf der Tafel, irgendwie beklemmend und der Regen drückt auch auf die Stimmung. Entlang meiner Strecke komme ich an weiteren dieser Massenfriedhöfe vorbei, ich halte aber nicht an.
Was bin ich froh in einer anderen Zeit zu leben!

In Soultz-Haut-Rhin halte ich auf einem LIDL Parkplatz um dann doch die Regenhose anzuziehen. Die Feuchtigkeit dringt, trotz Membrane durch meine HELD „Torno“ Hose und das Gefühl behagt mir nicht. Die Klimamembrane scheint gerade an den Stellen einen umgekehrten Prozess der Wasserdurchlässigkeit zu entwickeln, an denen die Kleidung wärmer ist als der Körper.

Die Sitzbank hat zwar keine Heizung, doch durch das Darauf sitzen scheint sich hier das Temperaturgefüge ungünstig zu entwickeln. Dieser Umkehrprozess lässt sich auch am Lenker mit heizbaren Griffen schnell feststellen, daher lasse ich die Heizung heute aus.
Wie die Reklame schon sagt, "LIDL lohnt sich", zumindest um dort die Regenhose anzuziehen.

Aus dem Ort heraus wird die Straße schmaler, über viele enge Kurven und Spitzkehren windet sich der Weg durch den von Wasser triefenden Wald. Gefährlich sammeln sich aufgeweichte Blüten und Blätter auf meiner Fahrspur, sodass ich lieber etwas verhalten am Gas drehe. Eigentlich schade, denn hier hat es kaum Verkehr, im Falle einer Panne gäbe es dann aber auch kaum Hilfe, also lieber auf Nummer Sicher gehen.

Immer höher zieht es sich durch den Wald am Sudelkopf vorbei und komme dann auf die Höhenstraße zum Grand Ballon, doch Nebel und Regen nehmen mir die Sicht.
Das ist so schade, denn die Aussicht muss hier grandios sein.
Doch auf 1424 Metern ist es ganz schön kalt, gerade mal 6 Grad zeigt das Thermometer und teilweise liegen sogar noch Schneeflecken vom vergangen Winter.

Ob es hier richtig geschneit hat, oder war der Schnee noch aus dem Vorjahr?
Ich habe nicht nach einer Antwort gesucht, ich hatte auch nicht die Ambition eine Schneeballschlacht zu machen also fahre ich weiter.
Unterhalb des Grand Ballon halte ich an und mache ein Foto.


Entlang der Strecke finden sich immer wieder Skilifte die auf einen regen Skibetrieb hinweisen. Mir fällt auf, dass die Wiesen die ich durch den Nebel erkennen kann ziemlich dem Schneetourismus zum Opfer gefallen sind. Braun und matschig, kaum Gras und ziemlich abgewetzt bieten sie keinen schönen Anblick. Es bleibt zu hoffen, dass sich die Natur im Laufe des Jahres erholt.

Wanderer sehe ich häufig, die in ihren Ponchos und wasserfester Kleidung eingehüllt durch den Regen stapfen. Besonders zufrieden sehen die meisten nicht aus, das Wetter setzt auch ihnen zu. Ich wandere auch gerne, die Gegend hier lädt mich zur jetzigen Jahreszeit aber nicht wirklich ein, vielleicht sollte ich im Frühsommer wiederkommen?

Es regnet unentwegt und die Sicht wird zunehmend schlechter. Immer wieder laufen Regentropfen auf der Innenseite des Visiers herunter, was mich letztlich dazu nötigt das Visier soweit zu öffnen, dass ich direkten Blickkontakt auf die Straße habe. So sehe ich zwar besser aber spüre auch die feinen Nadelstiche des Regens auf meinen Wangen, und der Fahrtwind stresst dadurch auch meine Augen.

Mittlerweile sind die Handschuhe durchnässt, bzw. fühlen sie sich so an.
Ich kann es gar nicht richtig ausmachen ob die Goretex Membrane der Handschuhe sich dem Regen nun doch ergeben hat, oder ob insgesamt durch die komplett nasse Hülle nur die Kälte meine Hand umklammert. Da es mir unangenehm wird schalte ich die Griffheizung nun doch an. Lieber ein Weichei als nasskalte Finger, welch eine Wohltat.

Nach einer gefühlten Ewigkeit erreiche ich die Abzweigung zum Col de la Schlucht.
Diese Straße würde mich im weiteren Verlauf nach Colmar bringen, doch habe ich ein anderes Ziel das weiter nördlich liegt.
In etlichen Windungen und Spitzkehren geht es immer weiter bergab, hin und wieder durch Nebelschwaden hindurch, bis ich irgendwann nach Anweisung meines Navis scharf links in Richtung Col de Wettstein abbiege.

Vor mir fährt ein Gülle Trecker, ein wahres Monstrum mit einem Schaufelwerk zum Ausbringen der Fäkalien das an einen übergroßen Häcksler erinnert.
Hoffentlich bremst er nicht denke ich, doch hinterherfahren ist auf Dauer auch keine Option.
So nutze ich die erste Gelegenheit um zwischen den Serpentinen, in einer übersichtlichen Gerade den Herrn Landwirt zu überholen.

 
Vier Kurven später hätte sich die Sache von selbst erledigt denn ich verspüre den Drang an einem gut gelegen Rastplatz eine Pause einzulegen. Feuchtigkeit von außen und innen bewegen mich zu dem Schritt und es gibt mir so die Möglichkeit die Strecke nochmals von oben anzusehen. Ein Auto steht auch dort, der Fahrer scheint aber ob des anhaltenden Regens kein Verlangen zu haben auszusteigen. Dafür habe ich Verständnis und beginne ein paar Fotos mit Selbstauslöser zu machen.
Meine Panasonic GH3 Kamera trotzt dem Regen bis zu einem gewissen Grad, sodass ich mir keine Sorgen um die Feuchtigkeit mache.


Nun überkommt mich doch der Hunger, und da es bis zu meinem gesetzten Ziel für eine ausgedehnte Rast noch einige Kilometer sind, stille ich den Hunger zunächst mit einem Müsli Riegel. Nach ungefähr 15 Minuten setze ich meine Fahrt fort und komme vorbei am Lac Blanc über den Col du Calvaire, dann auf die D415 zum Col de Bonhomme. Dort überquere ich die Straße um dann auf der anderen Seite immer stetig bergab meinem gesetzten Ziel näher zu kommen.

Vorbei am Col des Bagenelles führt die D48 hinab nach Saint Marie aux Mines, einem Ort der seine Blütezeit schon hinter sich hat, der aber ein sehr interessantes Museum vorweist.
Etwas westlich der Stadt, also direkt auf meinem Weg liegt das Bergwerkmuseum Tellure dessen Attraktion ein begehbarer Silberminengang ist. Hier war ich im April 2012 schon einmal, interessanterweise war das Wetter war damals ähnlich durchwachsen.

Besagter Minengang ist nichts für schwache Nerven oder Menschen mit Platzangst.
Nach ca. 50 Metern führt der Gang, immer enger werdend in den Berg hinein. Ohne Licht wäre keine Orientierung möglich, zum Glück ist die Ausrüstung für die Besucher in gutem Zustand. An einigen Stellen muss sich ein erwachsener Mann sprichwörtlich mit eingezogenem Bauch durch die in den Felsen gehauenen Spalten schlängeln.
Die Menschen scheinen früher kleiner und zierlicher gewesen zu sein.

Das Museum lasse ich rechts liegen und erreiche nach ca. 500 Metern mein Zwischenziel, das Hotel - Restaurant Les Bagenelles, das ungefähr 4 km vor Saint Marie aux Mines liegt.
Die Wirtin, Birgit Bräutigam, ist eine Bekannte meines Nachbarn und hat vor einigen Jahren sich in den Vogesen mit diesem Hotel selbstständig gemacht. Ihre Eltern haben in Ihringen in der Nähe von Breisach auf der deutschen Rheinseite ein Hotel, und so schließt sich mit dem Ort Ihringen wiederum der Kreis meiner Erinnerung des gestrigen Tages.

Les Bagenelles bietet eine gute und preiswerte Unterkunft und ist sehr gut für Motorradgruppen geeignet. Das Hotel hat einen Waschplatz sowie einen großen Unterstand für 2-Räder und ist wegen seiner Lage ein idealer Standort für Touren über die umliegenden, zahlreichen Passstraßen.


Ich stelle mein Motorrad in den Schuppen und hänge die nasse Regenkleidung zum Lüften über den Lenker. Es wird schon keiner was klauen, also mache ich mir keine Sorgen um die triefenden Klamotten. Den Tankrucksack mit der Kamera möchte ich aber doch lieber mit ins Restaurant nehmen, der Abbau geht auch sehr einfach.
Bisher sehr zuverlässig und ohne zu wackeln hängt der Touratec Tankrucksack vorne an 2 Click-Verschlüssen und da, wo bei den meisten Motorrädern der Tank ist, an einem runden Klettverschluss etwas oberhalb der Sitzbank.

Beim Abschnallen stelle ich fest dass der Fixieraufkleber des Klettbandes auf dem Tank sich durch den Regen abgelöst hatte. Ich wundere mich wie das sein kann, so viel Wasser ist dort gar nicht hingekommen. Von einem PRITT Papierkleber hätte ich das erwartet, doch nicht von dem hier. Ich drücke den Aufkleber wieder fest und hoffe, dass er nach der Trocknung wieder halten wird. So war es dann letztlich auch.

Birgit überbringe ich die Grüße meines Nachbarn, lege Helm und die patschnassen Handschuhe ab und setze mich in die Ecke an den leider nicht befeuerten Ofen.
Während ich mir den Bauch vollschlage genieße ich dass die Wärme in meine Hände zurückkommt.

Eigentlich sollte mich die Tour heute noch über verschiedene Wege, vorbei am Mont Saint Odile in den Ort Obernai bringen. Vom Odilienberg hätte ich sicher einen hervorragenden Blick bis nach Straßbourg und vielleicht sogar auch bis nach Offenburg auf der deutschen Seite gehabt. Doch die Wetterlage und die dadurch bedingte unbefriedigende Aussicht motivieren mich meinen Plan zu ändern.

So sitze ich nun, wieder mit Karte und Navi ausgestattet am Tisch und suche mir eine neue Route heraus. Diese soll mich weiter gen Norden bringen um so die Strecke am nächsten Tag etwas zu verkürzen. Das Sitzen im trockenen tut gut. und mittlerweile sind die meisten Mittagsgäste gegangen sodass sich niemand an meinem Tun stört.

Die Akkus aufgeladen verabschiede ich mich von Birgit, nehme den Helm und die noch immer nassen Handschuhe und gehe zu meiner BMW zurück.
Inzwischen ist eine ganze Horde 2-Rad Fahrer eingetroffen die nun den Schuppen ziemlich zugeparkt haben und ich nur mit Mühe einen Platz finde um mein Regenzeug anlegen zu können.

Während ich meine Regenhose vorbereite ruft jemand. „He, der hat ja nicht nur die gleichen Klamotten wie ich, sondern hat auch noch die gleichen Stiefel an!“. Ein Mann Mitte Dreißig kommt auf mich zu, er hat wirklich nicht nur die HELD Carese / Torno Kombination an, sondern auch meine SIDI Adventure Stiefel, er scheint für seine Wahl die gleichen Artikel und Empfehlungen im Internet gelesen zu haben.

Während wir sprechen wringe ich meine, laut Prospekt wasserdichten Handschuhe aus.
So dicht scheinen sie nicht zu sein, denn es kommt eine Menge Wasser heraus.
Wir kommen ins Gespräch und fachsimpeln über das Motorrad und auch die Sitzhöhe.
Wie sich herausstellt fährt er auch eine BMW F800, allerdings die normale Ausführung.
Er, der um einiges größer ist als ich hat schon über eine aufgepolsterte Sitzbank nachgedacht, da bei ihm der enge Kniewinkel auf längeren Fahrten zu tauben Beinen führt.
Das Problem kenne ich nicht, ich bin froh wenn ich mit meinen Beinen auf den Boden komme. An Stellen, wie hier auf dem Parkplatz der zur Linken etwas abschüssig ist, wird es mit den kurzen Beinen gelegentlich etwas anstrengend das Moped nach dem Aufsteigen in eine senkrechte Position zu bekommen.

Er hat einen Tip und zeigt mir, wie er von der rechten Seite über die Fußraste aufsteigt.
Auf die Idee bin ich noch gar nicht gekommen, da kann man mal sehen wie unterschiedlich Lösungen gefunden werden. Ungewohnt, aber vollen Mutes probiere ich es. Er hat Recht, das Rad zieht sich beim Aufsteigen von alleine in eine nahezu senkrechte Position.
Das werde ich dann nochmals üben.

Er will mit seiner Gruppe hier ein paar Nächte verbringen und Sternfahrten unternehmen. Sofern das Wetter mitspielt ist das eine tolle Sache bestätige ich ihm.
Wo er herkommt frage ich; aus dem Schwarzwald ist die Antwort und er wäre über den Kniebis von der Schwarzwald Hochstraße gekommen.
Die Welt ist ein Dorf geht es mir durch den Kopf, schon wieder eine Parallele zu meiner Fahrt. Ich beschließe aufzubrechen und verabschiede mich.

Einigermaßen getrocknet fahre ich auf kleinen Nebenstraßen über Saint Blaise la Roche auf die D1420 zu, der ich bis Niederhaslach- und dann weiter nach Norden auf die D218 folge.
Ohne Navi hätte ich den Weg wahrscheinlich nur schwer gefunden.


Die Karte auf dem Tankrucksack war auf der Reise eigentlich nur eine Notfalllösung, denn während der Fahrt hätte ich mich damit nicht orientieren können ohne dabei die Bekanntschaft des Gegenverkehrs zu machen.

Im Zick Zack durchquere ich den Wald und biege bei Obersteigen auf die D45 ab. Über Dabo komme ich an Haslbourg vorbei und fahre auf mein Ziel, den kleinen Ort Lutzelbourg zu. Da ich noch keine Unterkunft für heute habe halte ich nach einem Hotel Ausschau.
An der Abzweigung nach Phalsbourg fällt mir das Hotel Restaurant des Vosges ins Auge.
Es macht einen guten Eindruck und ich beschließe anzuhalten um nach einem Zimmer für die Nacht zu fragen.

Eine junge Frau, die einerseits Rezeption, Bedienung und auch noch Chefin zu sein scheint spricht leider kein Deutsch. Dass trifft sich gut, denn ich spreche kein Französisch, zumindest keines, dass ein Franzose oder die junge Frau verstehen würde.
Sie spricht mich in Englisch an; das hätte ich nicht gedacht denn oftmals tun sich unsere Nachbarn gerade mit dieser Sprache schwer.
Wie auch immer, wir verständigen uns und ich bekomme einen Schlüssel.

 
Für 69 Euro erhalte ich ein recht großes Zimmer dessen Standard allerdings schon vor 40 Jahren festgelegt wurde und an dem bisher niemand zu rütteln gewagt hat. Dafür gibt es eine große Heizung die zum Trocknen meiner Kleidung sehr gut geeignet scheint.
Na ja, auch auf voller Stufe bringt der Heizkörper nur mäßige Wärme, aber für die meisten Sachen soll es reichen.
Ungeachtet anderslautender Empfehlungen lege ich nun auch die Handschuhe auf die Heizung. Aufgrund der geringen Hitze des Gussstahlkörpers mache ich mir um die guten Stücke aber keine Sorgen.

Den Rest der Kleidung verteile ich auf Bügeln aufgehängt im Raum.
Jacke, Hose, Membrane der Jacke, Membrane der Hose, Hemd, Unterhemd, Strümpfe, Schuhe, jeder Haken wird benutzt.
Es sieht aus wie bei Hempels unterm Sofa, aber das ist mir erstmal unwichtig, wer kennt schon die Hempels.

Großen Hunger habe ich nicht, da ich ja recht spät zu Mittag gegessen habe, aber einen Wein wollte ich noch probieren und auch noch die Route für den nächsten Tag ausarbeiten. Das Restaurant ist kaum besetzt, aber hübsch gemacht. Der große Saal lässt erahnen, dass es hier auch größere Gesellschaften und Feiern gibt.

Weil er mir in Eguisheim so gut schmeckte bestelle ich wieder den Muskat und werde nicht enttäuscht. Während ich an der Wegeplanung arbeite kommt ein Gruß aus der Küche.
Leider hat mir die englisch sprechende Allroundkraft mein Besteck bereits weggenommen, doch dieser Mangel wird nach ca. 5 Minuten bemerkt und korrigiert.

Angeregt durch den leckeren Gruß des Kochs und des überzeugenden Geruchs der mir vom Nachbartisch herüberzieht bekomme ich Appetit und bestelle mir doch noch einen Salat zum Wein.
Das Navi habe ich auch gefüttert, zumindest mit den Daten für den nächsten Tag.
Es wird spät und Zeit den Abend zu beschließen.

In der Hoffnung dass die Handschuhe morgen trocken sein mögen lasse ich die Heizung über Nacht an und knipse das Licht aus.

Ein feucht fröhlicher Tag geht zu Ende.



Tour 3 - Teil 1


Tour 3 - Teil 2

1 Kommentar:

  1. Der Weihnachtsmarkt in Gengenbach ist wirklich ganz schnuckelig. Ich muss es ja wissen, ich wohne derzeit gleich um die Ecke...

    Sind die ganzen Cols nicht herrlich? Ich bin jedes Mal begeistert, dass ich bloß eine Stunde Fahrt dahin habe und mich den ganzen lieben Tag dann in den Vogesen herum gurken kann.

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