Freitag, 22. August 2014

...wenn einer eine Reise tut - Tag 2

Die Nacht war anfangs ziemlich unruhig und ich brauchte eine Weile bis ich in den Schlaf kam.
Mein Fenster lag zur Hauptstraße und bis spät in die Nacht waren ein paar Testosteron Typen unterwegs, die den glatten Belag der Fahrbahn nutzten um sich an dem Quietschen ihrer Autoreifen zu erfreuen. Wie einfach doch manche Menschen zufriedenzustellen sind.
Zu meiner Freude mussten die auch irgendwann nach Hause und es wurde still in Mengen.

Ich schlief tief und fest, und nach der anstrengenden Fahrt tat der Schlaf richtig gut.
Irgendwie war die Nacht aber doch zu kurz und so kam mir zum Frühstück der Kaffee aus der original Italienischen Maschine sehr gelegen. Ein Pott reichte um die restlichen Lebensgeister zu wecken, die sich noch irgendwo unter einer Bettdecke verkrochen hatten.


Gestärkt packte ich meine Sachen, bedankte mich für die gute Unterbringung sowie den Platz in der Garage und verstaute meine Taschen auf und in der brav wartenden BMW.
Vor der Garage parkte ein Auto und ließ nur einen kleine Gasse für das Verlassen der Garage offen. Vielleicht war es das Auto des Chefs, ich wusste es nicht, hatte aber auch keine Ambition nochmals in das Hotel zu gehen und zu fragen.

Für das Motorrad war der Spalt gerade breit genug, da ich aber die BMW hätte rückwärts heraus schieben müssen war mir das nicht so recht.
Ich erinnerte mich an meine Tour im Mai, als ich nachts, etwas angeschiggert zusammen mit dem Dorfältesten in ähnlich enger Lage, das Moped in sein Carport wuchtete und mich dann kurz auf der Motorhaube des versperrenden PKWs setzen musste.
So eine Situation wollte ich hier, am helllichten Tag aber vermeiden.

Die Garage bot gerade so viel Platz, dass ich die BMW mit geschickten Lenkmanövern nach gefühlten 25 Wendungen in richtiger Position für ein gefahrloses ausfahren hatte.
Na also, geht auch so dachte ich.
Die Profi-Variante wäre das Wenden der Maschine auf dem Seitenständer gewesen, doch das hatte ich bislang nur in einem Video gesehen und noch nicht selbst ausprobiert.
Das werde ich zu Hause mal üben.

Nun ging es endlich weiter.
Heute waren noch knapp 300 Kilometer zu bewältigen und für die Strecke würde ich nach meiner Berechnung und bei Fahrt über Landstraße noch ca. 6 Stunden benötigen.
Zeit für Pausen hatte ich somit auch genug, mein Ziel Bad Aibling wollte ich so gegen 16:00 erreichen.

Leider sah die Wetterlage nicht so beständig aus, aber da es noch nicht regnete kam die Schutzkleidung zunächst im Koffer.
Auf Anraten eines Kollegen hatte ich auf der Fahrt ein Langarm Shirt und sogar eine lange Unterhose angezogen. Der Zweck der langen Arme und Beine lag nicht im Schutz vor Kälte, denn so frisch war es nicht, es ging dabei viel mehr um den Schutz bei Wärme.
Hört sich komisch an, ist aber, und so wie ich es empfand, gerade wenn man unter der Jacke oder Hose ins Schwitzen kommt sehr angenehm. So klebt die Haut nicht direkt an der GoreTex Hülle, was auch bei einem möglichen Sturz die Scheuerwirkung auf der Haut verhindern soll. Das macht Sinn, ob es stimmt probiere ich aber gar nicht erst aus.

Vom heutigen Abschnitt versprach ich mir nicht sehr viel, zumindest bis ich endlich die Alpen sehen sollte. Die Routenplanung wies auch keine erkennbar interessanten Kurvenabschnitte aus, da es mir aber mehr um die Bewältigung der restlichen Kilometer ging war das in Ordnung.
Interessanterweise habe ich an diesen Abschnitt auch im Vergleich zu sonstigen Strecken recht wenige Erinnerungen im Kopf. Nein, ich habe nicht während der Fahrt weitergeschlafen!

Aus Mengen heraus fuhr ich ostwärts über Hohentengen weiter nach Ochenshausen, von wo ich dann über Rot an der Rot – die Ampel war aber grün – in Richtung Süden und in den Allgäu kam.
Das Wetter wurde immer unbeständiger und von Western kamen dicke Wolken heran die den Himmel schließlich komplett eintrübten. Ich war aber noch unschlüssig ob ich die Regenkleidung anziehen sollte, denn unter der Gummihaut wird mir doch schnell warm, und solange es sich vermeiden lässt, lasse ich sie lieber weg.

Schließlich wurde es kurz vor Kempten im Allgäu vor mir so schwarz, dass mir die Entscheidung abgenommen wurde. Am Ortseingang des Dorfes Burg hielt ich an einem Bushäuschen an, ein idealer Stopp für eine überdachte Pause.
Regenzeug und Butterbrot auf der Wartebank ausgebreitet schaute ich dem regen Verkehr zu bis ich dann wieder alles verpackte in meine Gummihülle schlüpfte.


Mit dem Zeug fühle ich mich in den ersten Minuten immer wie ein Michelin-Männchen.
So dauert es eine Weile bis ich die BMW erklommen, und mich auf dem Thron wieder bequem eingerichtet habe.
Auch an die Nutzung der Handschuhe im „Waterproof“ Modus muss ich mich erst wieder gewöhnen, denn durch die zweite GoreTex Haut fühlen sich die Lenkergriffe viel dicker an.
Zusätzlich ist aber auch noch das Ziehen und Lösen des Kupplungshebels vom Gefühl her anders und so würge ich beim ersten Losfahren den Motor gleich wieder ab.
Ein neuer Versuch klappt.

In den restlichen 2 Stunden hatte ich aber genug Zeit mich an die neuen Gefühle zu gewöhnen, denn paar Minuten später fing es richtig zu regnen an, und leider sollte sich das bis kurz vor meinem Reiseziel auch nicht mehr ändern.

Sehr schade wie ich fand, denn der Allgäu ist sonst landschaftlich sehr ansprechend und bietet schöne Ausblicke auf die Berge, doch leider verliert sich im Regen diese Spannung.
Die Sicht war durch die Tropfen vor-, und hinter dem Visier zudem etwas getrübt, also ließ ich es ruhig angehen und konzentrierte mich auf die klatschnasse Straße.

An Kempten vorbei führte der Weg mich weiter nach Westen über Marktoberdorf und Schongau in Richtung Starnberger See den ich unterhalb passierte, um dann viele tausend Regentropfen später mitten rein nach Bad Tölz zu fahren.
Langsam bekam ich Hunger, aber bei dem Wetter hatte ich keine Lust mich mit den nassen Klamotten irgendwo hinzusetzen, konnte aber auch keinen geeigneten Imbiss ausmachen.
Auf ein Brötchen von der Tanke hatte ich keinen Appetit, und weil es ja auch nicht mehr weit war, nur noch ungefähr eine Stunde, lies ich den Hunger, Hunger sein.

An diesem Tag gab es keine besonderen Vorkommnisse, zum Glück!
Aber  was mir bei der Fahrt durch den Regen unpassend erschien, war die Wahl meines Helmvisieres. Da ich mit viel Sonne auf der Fahrt in den Süden rechnete, hatte ich schon zu Hause mein Klarglasvisier, gegen eine dunkelgetönte Variante ausgetauscht.


Dazu muss ich sagen, dass ich mir bei POLO zusätzlich eine getönte Brille der Firma 3M aufsetze, da mir das Fahren mit offenem Visier lieber ist.
Die Brille schirmt den Wind prima ab und bei warmen Wetter ist die Lüftung einfach toll.
Auf Landstraßen und bis ca. Tempo 100 Km/h ist die Brille daher meine erste Wahl.
Am ersten Tag der Reise war die Kombination Sonnenbrille plus Visier im Bedarfsfall ok, im heutigen Regen, mit nun geschlossenem Visier war es dann aber doch etwas dunkel.

In weiser Voraussicht hatte ich mein klares Visier mitgenommen, doch das war jetzt tief in den Koffern, zwischen den Hemden bruchsicher verstaut.
Da sich das Wetter in den nächsten Tagen immer wieder wechselhaft zeigen sollte tauschte ich die Scheiben dann ein paar Tage wieder zurück.

An Miesbach vorbei ging es dann in Richtung Autobahn, aber nur unten durch, ich wollte ja auf der Landstraße bleiben. Bei Irschenberg unterquerte ich die A8, eine recht steile Strecke auf der es bedingt durch die Brummis und Wohnanhänger mit gelben Kennzeichen oft zu Verkehrsstörungen kommt. Für mich heute kein Hindernis, bis auf die LKWs, die sich hier auch auf der Landstraße hoch- und runterquälen.

Von hier konnte ich dann das erste Mal die Silhouette des Wendelsteingebirges sehen, wenn auch nur im Nebel und durch die nun langsam nachlassenden Regenschwaden, doch so hatte ich ihn in Erinnerung von meinen Urlaubsfahrten und Wandertouren in dieser Region.


Mir fiel auf, dass hier an vielen Stellen der Asphalt neu aufgebracht war, teilweise ohne Markierung war und daher noch recht frisch sein musste. Bei Sonne habe ich wegen der Rutschgefahr schon Respekt vor frischem Straßenbelag, bei Regen ist mir das dann noch weniger geheuer. Doch mit dem nötigen Abstand zum Vordermann und der erforderlichen Portion Aufmerksamkeit lief alles ohne Probleme.

Das letzte Stück zog sich, und mein Hunger wurde größer, sodass ich dann doch am Ortseingang von Bad Aibling an einer Tanke stoppte. Ja, eigentlich wollte ich kein Brötchen von der Tanke, da ich aber nicht wusste, wann es das nächste Futter gibt, gab ich mir einen Ruck, der Tante an der Tanke das Geld und füllte sowohl den Tank meiner BMW, als auch den eigenen. Die restlichen 1000 Meter waren so auch kein Problem mehr.

Ganz im Zeitplan erreichte ich mein Ziel und mittlerweile, oh Wunder, war es sogar trocken. Endlich kein Regen mehr, das erste was ich machte, war mich aus meiner Regenkleidung zu pellen.
Das musste die Sonne gesehen zu haben und ließ es kräftig scheinen, sodass es mir dann gleich sogar in der normalen Motorradjacke zu warm wurde.

Die Reise endet hier, an einem Standort im schönen Wendelsteingebiet   von dem aus ich noch weitere Touren machen möchte.


Ich werde berichten.



Fahrtstrecke Tag 2

Mittwoch, 20. August 2014

...wenn einer eine Reise tut - Tag 1

Klasse, super, endlich 3 Wochen Pause, raus aus dem Büro, fast wie Urlaub und das Beste, ich fahre mit dem Motorrad! Es ist Anfang August und ich mache mich bereit für die Fahrt in den Süden Deutschlands, genauer gesagt, auf nach Bayern!

In der Nähe von Rosenheim mit Blick auf das Wendelsteingebirge sollte ich für die nächsten Wochen Quartier beziehen. Ich kenne den Bereich durch einige Wanderurlaube die ich dort schon verbracht habe, eine richtig schöne Gegend ist das, und wenn das Wetter mitspielt kann mein Vorhaben nur gut werden.

OK, das mit dem Wetter liegt nicht ganz in meiner Hand, auch wenn ich noch so viele Teller leer esse, aber die letzte Entscheidung liegt nun mal nicht bei mir.
Da aber nun gerade der August sich in den letzten Jahren als recht unbeständig zeigte, war mir klar dass sich die Regenkleidung ganz weit oben in meinem Koffer befinden wird.

Um für die 3 Wochen und jedwede Wetterlage gerüstet zu sein, sollte es dann doch schon etwas mehr Gepäck werden. Dass mir die 2 Alu-Koffer nicht genügend Platz bieten würden war abzusehen, da ich aber bereits sehr gute Erfahrung mit meiner quietsche-gelben Gepäckrolle hatte war wiederum klar, dass mir diese den erforderlichen restlichen Stauraum liefern würde. So war es dann auch.

Straßenkleidung, Wander- und Badesachen, LapTop, Tablet, etliche Ladegeräte (was man halt so braucht) Kulturbeutel, allerlei Unterwäsche und nicht zu vergessen die passende Auswahl an Schuhen, sowie Lesestoff.
Alles ordentlich verpackt und in die Koffer-Innentaschen verstaut, bzw. auf das Moped geschnallt, ging es dann am späten Montagvormittag auf die Reise.

Die Route hatte ich mir schon ein paar Tage vorher zusammengestellt, wieder eine Strecke ohne Autobahn, quer übers Land, mitten durch etliche Ortschaften sollte es gehen.
Meinen Zielort musste ich erst am Dienstagnachmittag erreichen, daher war die Aufteilung in 2 Etappen ideal.

Im Mai durchfuhr ich den westlichen Odenwald und den Schwarzwald, so wollte mich diesmal weiter östlich halten und über den Odenwald und Spessart südwärts fahren um dann an Stuttgart vorbei, auf mein erstes Ziel, die Schwäbische Alb zusteuern.
Diesen Bereich kannte ich nur von Bildern und Filmen und so war auch der nicht unerhebliche Umweg leicht zu verschmerzen den ich dadurch in Kauf nehmen musste.

Zur besseren Routenplanung und zur späteren Fütterung meines Garmin Zumo 390 LM Navigators gedachte ich wieder die dazu gehörige BaseCamp Software am PC einzusetzen.
Dachte ich mir aber nur, denn aus irgendwelchen Gründen kamen PC und Navi, trotz einiger Versuche und Neustarts beider Geräte nicht zusammen, sodass die im Zumo gespeicherte Landkarte nicht geöffnet werden konnte. Mit der rudimentären Karte der BaseCamp Software alleine ist aber eine Routenplanung mangels Detail-Tiefe nicht möglich.

Es ist nicht das erste Mal dass mir hier die Kompatibilität fehlt und das ist langsam nervig.
Wen die Schuld hierbei trifft habe ich nicht ermitteln können. Ob es am LapTop liegt, an Bills Fenster-Software v.8.1, an der aktuellen BaseCamp Version, oder vielleicht sogar an dem Anwender der sich hier ärgerte, wie dem auch sei, es funktionierte nicht. Also mussten alle Eingaben der Routenplanung nach guter alter Manier umständlich und manuell am Navi erfolgen.

Interessant war dann aber ein Bericht, den ich etwas später in der August Ausgabe der Zeitschrift Motorrad und Reisen las, in dem genau die BaseCamp Software hinsichtlich ihrer Anwenderfreundlichkeit schlecht wegkam. Nicht viel besser waren die Kritiken in Bezug auf das Handling der aktuellen Garmin Navis, mein Zumo eingeschlossen.
Ich frage mich auch wofür das Kürzel „LM“ meiner Garmin Version Zumo 390 LM steht.
Ist dieses „LM“ eine Andeutung der Entwickler wie sie die Wichtigkeit der Navi-Nutzung durch Motorradfahrer für sich selbst einstufen, wer weiß?

Ich will mir hier die Erklärung der umständlichen Programmierung einer Route mit etlichen Wegpunkten über das Menu des Zumo Navis ersparen, es sei nur so viel gesagt, dass pro Wegpunkt der Ort und die Straße eingegeben werden müssen, so viel ist ja auch logisch, doch wenn man nun eine Markierung außerhalb eines Ortes ansteuert muss dies über einen weiteren Schritt in einer Karten-Feinjustierung der gewünschten Straße, bzw. Abbiegung erfolgen. Bei dem teilweise trägen Display ist das ein Unterfangen.

Ich freue mich schon auf das erste Navi, mit einem gescheiten Display und rechenstarken Prozessor, die neuen Smartphones wären hier eine tolle Vorlage für die Navi Hersteller.
Eine Navi Software auf mein Smartphone zu laden und dieses dann in einer wasserfesten Hülle zu betreiben ist im Moment keine Option, da sich durch Sicherheitsvorkehrungen aufgrund der E-Mail Kopplung zum Firmen E-Mail Konto, mein Handy nach maximal 10 Minuten automatisch sperrt.

Für die Routeneingabe habe ich dann über Google Maps die nötigen Daten und Kartenausschnitte ausgelesen und von Hand die Wegpunkte der insgesamt 748 Km langen Strecke im Navi programmiert. Der Zumo hat bei der nachfolgenden Berechnung der Strecke sehr mit sich gerungen und eine üppige Bedenkzeit gebraucht, frei nach dem Motto: Das Navi denkt bevor der Fahrer lenkt.

Seit meinen ersten Erfahrungen im Mai habe ich den Umgang mit dem technischen Wunderwerk Navi besser im Griff, auch wenn ich auf der Fahrt an manchen Stellen dann doch wieder meinen Hader mit der Funktion „Kurvenreiche Strecke“ hatte. Speziell auf langen Abschnitten wie Bundesstraßen passiert es schon mal, dass das Navi es für sinnvoll erachtet einen kleinen Schlenker in einen Ort zu machen, um 200 Meter weiter dann wieder auf die Bundesstraße aufzufahren. Das ist besonders frustrierend, wenn man den Unsinn zu spät im kleinen Display sieht und dann die LKWs und Wohnmobile die gerade erst überholt werden konnten, nach dem Dorfabstecher erneut vor sich hat.
Da sollte doch die Software etwas sinnorientierter programmiert werden.
Ich glaube das Kürzel „LM“ hat wirklich die Bedeutung die ich vermute.

Mensch, nun habe ich schon so viel geschrieben bin aber noch gar weit gefahren, das ändert sich aber jetzt.
Für die Montags-Etappe waren 458 Km geplant, eine sehr lange und eigentlich zu lange Strecke wie ich später fand. Denn die Vermeidung von Autobahnen, das Durchfahren vieler Ortschaften und die Option „Kurvenreiche Strecke“ erlauben nach meiner jetzigen Erfahrung eine Durchschnittsgeschwindigkeit von nur ca. 50 Km/h. So war es dann am Ende auch, dass ich 9,5 Stunden unterwegs war, mit nur einer 45 minütigen Pause und kleinen Stopps für Verschnaufpausen, Aufnahmen oder um einfach den Ausblick zu genießen.
Somit kam ich auch recht spät am Abend an meinem Zielort an.

Bis dahin vergingen die Stunden mal mehr, mal weniger interessant, durch zum Teil wirklich schöne Ortschaften, aber auch durch langweilige Randbezirke der zu passierenden Großstädte.
Wenn ich jetzt zurückblicke fällt mir auf, dass bedingt durch die wirklich lange Fahrtstrecke, mir längst nicht so viele Details in Erinnerung geblieben sind wie auf meiner Fahrt im Mai.
Dies zeigt, dass einerseits nur eine begrenzte Aufnahmefähigkeit besteht, andererseits aber für die Bewältigung einer solchen Strecke zu wenig Zeit bestand um genügen Denk- und Ansichtspausen einzubinden.
Bei der nächsten Tour wollte ich dies dann berücksichtigen; wollte wie gesagt, aber dies ist eine andere Story, die muss ich erst noch aufschreiben, doch zunächst zurück zu dieser Tour.


Wie geschrieben, Abfahrt war am späten Vormittag. Die Fahrt ging am Rhein entlang durch Wiesbaden, an Mainz-Kastel vorbei, mitten durch Rüsselsheim hindurch – das mache ich auch nicht wieder – und dann weiter über Langen-Mörfelden in Richtung Süd-Osten.
Die Strecke war nicht besonders spannend.
Interessant ist aber mein Gefühl für Orte, in denen ich schon einmal war. So fuhr ich durch den Ort Münster, der mir zunächst kein Begriff war, bevor ich dann das Empfinden hate, hier schon einmal gewesen zu sein, und so war es dann auch. Ich kam auf dieser Reise zwar aus einer anderen Richtung in den Ort, dennoch erkannte ich eine Ausfallstraße anhand ihrer Weite und des Häuserbestands wieder, kurz bevor ich an dem Haus eines Arbeitskollegen vorbei fuhr. Zum Anhalten hatte ich zwar keine Zeit, aber gefreut über diesen Zufall habe ich mich trotzdem.

Es ging weiter durch Gross-Umstadt in Richtung Süden und in den Odenwald.
Bei Bad König verließ ich die B45 um etwas mehr Spaß an den kleinen und kurvigen Nebenstraßen zu haben und schlängelte mich bis nach Eberbach am Neckar, den ich dort auch querte, um dann weiter, Kreutz und Quer über Land zu fahren, durch Bad Rappenau, Bietigheim-Bissingen und links an Ludwigsburg vorbei.

Hinter Markgröningen verließ ich die Umgehungsstraße, um getreu der angezeigten Route mitten durch den Ort Münchingen zu fahren.
Das ging jedoch leider nicht, da eine etwas spät ausgeschilderte Baustelle die Hauptstraße abriegelte. Vor dem gleichen Problem stand ein Jaguar Fahrer, der scheinbar ortskundig seinen Wagen flink wendete um dann gleich rechts in einen wie mir schien, asphaltierten Feldweg einzubiegen.

Während ich noch vor der Absperrung stand um auszuloten ob eine Durchfahrt doch möglich sein, kam von rechts eine Frau mit einem Audi A6 den Berg herauf, bog links ab und fuhr ebenfalls in diesen Feldweg ein.
Gut dachte ich, dies scheint eine Ausweichmöglichkeit zu sein, drehte um und fuhr hinterher.
Als ich etwa 20 Meter in den steil ansteigenden Feldweg eingefahren war, stoppte die Fahrerin des A6 vor mir plötzlich und lies den Wagen ohne den Rückwärtsgang einzulegen sofort zurückrollen und kam sehr schnell auf mich zu.

Da ich nicht wusste ob mich die Frau – trotz meiner eingeschalteten Zusatzscheinwerfer – in ihrem Rückspiegel sieht, gab ich Gas um nach rechts auf den schmalen Randstreifen des Weges auszuweichen.
Da ich aber schon fast stand und im zweiten Gang war, ging das nicht so schnell wie ich hoffte, sodass es dann doch zu einer Kollision kam.
Es rumpelte, einen kleinen Ruck habe ich auch gespürt, dann standen wir beide.

Die Frau stieg ganz verdattert aus und sagte in einem hier üblichen, aber für mich kaum verständlichen Dialekt, „Iscchhh häbbb sie gaa nichh gesäähäee“ – oder so ähnlich. Ich wusste aber was sie meinte. Ich war froh dass ICH sie gesehen habe und noch reagieren konnte, denn sonst wäre meine Fahrt hier zu Ende gewesen.

Was da gerumpelt hat war mein linker Alu-Koffer, der mit einer Ecke das rechte Rücklicht des A6 eingedrückt hatte, Lackschaden gab es aber zum Glück nicht.
Mein Koffer war Dank der hervorragenden Schmiedearbeit der Firma Touratech, bis auf eine winzige Abschürfung an der Kunststoffecke unversehrt, sodass wir uns auf eine Weiterfahrt ohne Unfallaufnahme verständigten.
So schnell kann es gehen dachte ich.

Den Feldweg wollte ich dann doch nicht weiter fahren, drehte und fuhr auf die Umgehungsstraße zurück. Ich ärgerte mich nochmals über die schlecht ausgeschilderte Baustelle und dann noch über den Fakt, dass mich die geplante Route am Ortsausgang ohnehin wieder auf diese Umgehungsstraße gelotst hätte.

Den Schreck verdaut ging es weiter über Ditzingen und dann, es ließ sich leider nicht ganz vermeiden, in den Sog von Stuttgart.
An Leonberg kam ich noch vorbei, fuhr dann aber mitten durch Vaihingen, was mich etwas Zeit kostete und auch für reine Durchreisende wie mich nicht besonders interessant ist.


Weiter südwärts, nun wieder auf freier Flur, führte die Strecke an Steinenbronn vorbei, dann mitten durch die Uni-Stadt Tübingen und weiter durch alle möglichen Orte mit der Endung „…ingen“, bis ich nach Weilstetten kam.

Hier sollte es wieder spannend werden, zumindest versprach dies das Wort „Passstraße“!
Es ging auf den Lochenpass, dessen Passhöhe auf 888 Metern liegt und von Weilstetten über eine Strecke von 7,5 Kilometern und ca. 300 Höhenmeter Unterschied, nach Tieringen führt. Wer diese Strecke mal fahren möchte sollte sich über das Wochenendfahrverbot für Motorräder in Richtung Tieringen informieren.



Wie es meistens kommt, fuhr ich im Konvoi schön brav hinter ein paar Autos, zwei anderen Motorrad Kameraden, und wir alle hinter zwei dicken LKWs den Berg hinauf, überholen war nicht.
Da mir das zu dumm war steuerte ich in einer Links-Kehre rechts raus und wartete eine Weile. Jedoch war die Schlange langsamer als gedacht, sodass ich diese recht schnell wieder einholte. Die Gelegenheit war günstig und ich zog an den PKWs und den Kameraden vorbei, hatte somit nur noch die beiden Trucks vor mir. Freundlicherweise bog dann der Eine gleich auf einen Parkplatz ab, nur der langsamste von allen, sozusagen der schwere Kopf der Schlange hielt weiter Richtung den Berg hinauf.

Es packte mich die Unvernunft, eigentlich aus Frust, nur dieses eine Mal hier fahren zu können und dann nen‘ ollen LKW vor sich zu haben, und setzte zum Überholen an.
Auf halber Länge neben dem Riesen ging mir dann durch den Kopf, dass ich die Gegenfahrbahn nicht ganz habe einsehen können und wie doof ich doch bin, so einen Scheiß zu machen.
Zum Glück ging es gut, aber ich habe mich selbst am meisten erschrocken und über diese Dummheit geärgert. Dies soll mir eine Warnung gewesen sein!

Etwas weiter dann kurz hinter dem Ort Hossingen hat es eine recht scharfe Links-Kehre, deren Verlauf ich erst nicht ganz erkannte, und mich darum etwas zu früh in die Kurve legte, sodass ich dann mit dem Oberkörper recht weit innen auf meiner Spur war.
In dem Moment ging mir ein Video durch den Sinn, dass ich vor ein paar Wochen als Fahrtrainings-Simulation in genau der gleichen Kurvensituation gesehen hatte. In dem Video wurde anschaulich gezeigt, wie weit in einer solchen Kurve ein entgegenkommender Bus oder LKW auf meine Seite hinausfahren muss, um die Kehre überhaupt nehmen zu können. Und ich war in dem Moment genau in dem Bereich.
Zum Glück kam keiner, aber wieder war mir dieser Faux Pas sehr deutlich vor Augen.
Ich merkte, dass es durch die lange Fahrt und wenige Pausen nun auch eine Frage der Konzentration wurde.

Manchmal habe ich so gewisse Vorahnungen und dies war durch die zwei Vorfälle nun genau der Moment. „Zweimal ging es gut“ hämmerte es mir im Kopf, „du musst dich konzentrieren – Mann pass besser auf!"
Ich hatte es nicht mehr weit und wollte daher keine Pause machen, ein Fehler, wie ich nur kurz darauf erfahren durfte.

Nur zwei Orte weiter trifft die Kreisstrasse 7148 auf die 7149 die aus dem Ort Hartheim herunter kommt. Eigentlich eine sehr gut und weit einsehbare Stelle.
Meine Fahrspur lief im 45° Winkel auf die andere zu, sodass ich vor dem Rechtsabbiegen auf die 7149 den Verkehr super überblicken konnte, und es war nichts los.

Dennoch fuhr ich im Schritttempo an die Abbiegestelle heran, lenkte ein, rollte weiter und wollte gerade Gas geben, als ich im letzten Moment, aus den Augenwinkeln heraus, einen Wagen von links kommen sah.
Nun war ich just im Begriff durchzustarten und hatte auch schon etwas Schräglage, musste aber, um eine Kollision zu vermeiden, einen Full-Stopp einlegen.
Der Wagen zischte an mir vorbei.
In dieser Lage konnte ich das Gewicht des nun schräg stehenden Motorrads mit seinem zusätzlichen Gepäck nicht mehr halten und musste die BMW langsam nach rechts auf die Straße ablegen.
Wieder Glück gehabt! Bis auf ein paar kleine Kratzer am Handschoner ist nichts passiert.

Ich bin mir sicher, dass die ersten beiden Warnungen mich auf diese Situation hinweisen sollten, doch wie es dazu kam, dass ich den Wagen überhaupt habe übersehen können ist mir unklar. Wie gesagt, die Straße war sehr gut einzusehen. Letztlich ist es aber auch irrelevant, denn es hat mir klar gemacht, dass ich nicht konzentriert genug war.

Gut fand ich das Verhalten des jungen Autofahrers, der im Rückspiegel sah wie die BMW umkippte, prompt wendete, und zurück kam um sich nach meinem Befinden zu erkundigen.
Meinen herzlichen Dank an den jungen Mann für die freundliche Geste.

Nun war es ohnehin mein Plan nicht weit weg von hier eine Bleibe zu suchen, sodass ich mich, nachdem ich mich wieder berappelt hatte, weiter auf den Weg machte.
Ich war nun wieder voll bei Sinnen.
Über Bärenthal ging es dann in Richtung Beuron an der Donau weiter, und hier zeigte sich mir erstmals das, was ich unter der Schwäbischen Alb verstand.


Die Felsen aus Jurakalk ziehen sich in dem Gebiet das ich befahren habe weitestgehend an der Donau entlang und ragen weiß leuchtend in den Himmel. Toll, so habe ich es mir vorgestellt. Ich fahre die Schlangenlinien nach Beuron herunter, überlege kurz und fahre wieder bis auf halbe Strecke zurück. Nicht um die Kurven nochmals zu fahren, ich wollte am Aussichtspunkt oberhalb von Beuron nochmals anhalten um ein paar Bilder zu machen. Die Zeit nutzte ich auch für die längst fällige Pause.

Nach einer Weile erklomm ich die BMW und fuhr über Leibertingen und Lengenfeld einen schönen Abstecher, rauf und runter durch die Felsen, eine grandiose Strecke.


Weiter ging es stracks an der Donau entlang in Richtung Sigmaringen, auf der Suche nach einer Bleibe für die Nacht.
Die Sonne stand nun so tief hinter mir, dass ihre Strahlen die Felsen noch schöner gegenüber dem blauen Himmel hervorhoben – was für ein herrlicher Anblick – am nächsten Morgen wäre das Licht ein Anderes und nicht so voluminös gewesen, also fuhr ich weiter.


Unterwegs hielt ich nochmal an um die hier so typischen Mini Tunnel im Jurakalk zu fotografieren.


Nachdem ich Sigmaringen passierte und am Ortsausgang nicht mehr fündig wurde, bekam ich von einem bereits belegten Hotel den Tipp, ca. 10 Kilometer weiter in den Ort Mengen zu fahren, und dort im Hotel Anker oder im Rebstock nachzufragen.
Das Hotel Anker lag nicht so schön, daher fuhr ich noch die paar hundert Meter weiter zum Hotel Rebstock, welches ich sogar ohne Navi fand.

Zwei junge Frauen empfingen mich und es war sogar noch ein sehr gemütliches Zimmer für mich frei.
Das Beste aber war, dass mir für mein Motorrad gleich einen Parkplatz in der hoteleigenen Garage hinterm Haus angeboten wurde. Das Angebot konnte und wollte ich nicht ausschlagen, auch wenn ich von dort dann mit Sack und Pack beladen, und in den dicken Klamotten, bis in den zweiten Stock stiefeln durfte.
Freundlicherweise nahm mir eine der Frauen etwas Gepäck ab und half beim Tragen.
Ich war mir sicher, dass die BMW und ich eine gute Unterkunft gefunden hatten.


Das Abendessen war perfekt, und nach dem ich meine Sachen zum Lüften aufgehangen hatte viel ich todmüde ins Bett.
Es war alles in allem, trotz der Schrecksekunden ein guter und erfüllter Tag.


Route der Anreise - Tag 1

Dienstag, 19. August 2014

...der Koffer-Hoffer


Die u.a. Koffer Story hatte ich bereits in meinem Post "...wenn einer eine Reise tut - Tag 1" stehen, jedoch war dadurch der Reisebericht zu lang. Darum habe ich kurzer Hand, den Koffer-Hoffer Teil in diesen neuen Blog separiert.

Wer den Text schon kennt muss ihn nicht spielt lesen, wer ihn noch nicht kennt, dem wünsche ich viel Spaß beim Lesen.

Ich hatte gar nicht erwähnt, dass ich nach gut 5 Monaten dann doch noch stolzer Besitzer von Original BMW Alu-Koffern (made by Touratech) passend für meine GS 800 Adventure wurde.
In meinen Reiseberichten aus dem Mai beschrieb ich ja den langen Entstehungsprozess von der kontinentalen Erdplattenverschiebung bis hin zu dem kleinen einsamen Schmiedemeister der in viel Handarbeit meine Köfferchen in seiner kleinen Werkstatt dengeln musste, und auch über meine vergebens unternommenen Anrufe bei der BMW Kundenservice-Nix-Hilf Hotline.

Nachdem irgendwann im Juni der rechte Koffer bei meinem Händler eintrudelte, mir zu dem Zeitpunkt aber nur ein vager Termin zur Lieferung des linken Koffers für den 17. Juli genannt werden konnte, rief ich also nochmals bei der Hotline an.
Den Ausgang dieses Telefonats hätte ich vorher schon aufschreiben können – „wir wissen nix, haben keine Ahnung wann der Zulieferer liefert, haben keine Kontrolle über die Bestellungen, und überhaupt kann keiner bei BMW helfen. Sie können aber eine E-Mail an  motorrad@bmw.de  senden.“

Toller Tipp, bei einem einigermaßen strukturiertn Bestellablauf und einer ebenso klassifizierten Hotline hätte ich erwartet, dass der Händler bzw. die Hotline selbst die Nachfrage stellt! Soweit aber meine Illusion – wie war das mit der Servicewüste Deutschland? In meiner Anfrage trifft das auf jeden Fall zu.

Nun gut, so schrieb ich denn am Montag den 23. Juni eine Mail an besagte Hotline mit Erklärung, dass ich die Koffer bereits am 17. Februar bestellt habe und ich gerne einen konkreten Termin für die Lieferung des Linken Koffers bestätigt bekommen möchte.
Ich war sauer!

Am nächsten Tag rief mich mein BMW Händler mit der frohen Botschaft an, es sei Weihnachten und der fehlende Koffer habe heute Morgen vor der Tür gestanden.
Wau, das ging aber fix dachte ich, mir war aber klar, dass dies nur ein Zufall sein konnte und nicht im Zusammenhang mit meiner Beschwerde stehen könne.
Aber was für ein Witz, ich rufe Donnerstags, oder Freitags – ich weiß es nicht mehr genau – bei der Hotline an, gebe meine Bestellnummer und Teilenummer durch und dort weiß man nicht, dass sich die Ware schon in der Anlieferung befindet.

Wie dem auch sei, ich freute mich über diese unerwartete Wendung und holte die Koffer ab.


Einen Tag später erhielt ich eine Mail von der BMW Motorrad Direct Hotline mit der Bestätigung, dass man meine Mail erhalten habe, die Anfrage an entsprechende Stelle weitergegeben wurde, und ich von dort aus weitere Nachricht erwarten darf.
Lustig war der Zusatz in der Mail: „Aktuell interessieren sich sehr viele Kunden für unsere Produkte. Wir antworten Ihnen natürlich so schnell wie möglich.“
Dass sich viele Kunden für die Produkte interessieren kann ich mir gut vorstellen, das tue ich ja auch, aber das sollte eine Logistik auch in ihrem Bestellwesen bei den Zulieferern berücksichtigen.
Das nenne ich Logistik im Blindflug.

Wiederum eine Woche später erhielt ich eine weitere Mail der „Bitte Mal Warten“ Hotline in der man sich für die verzögerte Lieferung entschuldigte und als Begründung die enorme Nachfrage angab, und dass mein fehlender Koffer mittlerweile ausgeliefert sei.
Immerhin, sie haben es bemerkt.

Aber, ich will nicht kleinlich sein, es gibt sicherlich sehr viele gute Beispiele in denen die Lieferungen über den Bereich BMW Motorrad reibungslos funktionieren. Außerdem hätte ich doch diese lustige Geschichte in meinem Blog sonst nicht schreiben können. Also besten Dank an BMW für den tollen Beitrag.
Mal sehen, was ich noch bestellen könnte – vielleicht eine Einspritzpumpen-Innenbeleuchtung, das wäre mal einen Versuch wert.
(Anm. des Schriftstellers: Für die, die sich in dem Fach nicht so auskennen, so eine Innenbeleuchtung gibt es nicht, aber mal sehen wie lange es braucht bis die geliefert wird)

ENDE