Freitag, 22. August 2014

...wenn einer eine Reise tut - Tag 2

Die Nacht war anfangs ziemlich unruhig und ich brauchte eine Weile bis ich in den Schlaf kam.
Mein Fenster lag zur Hauptstraße und bis spät in die Nacht waren ein paar Testosteron Typen unterwegs, die den glatten Belag der Fahrbahn nutzten um sich an dem Quietschen ihrer Autoreifen zu erfreuen. Wie einfach doch manche Menschen zufriedenzustellen sind.
Zu meiner Freude mussten die auch irgendwann nach Hause und es wurde still in Mengen.

Ich schlief tief und fest, und nach der anstrengenden Fahrt tat der Schlaf richtig gut.
Irgendwie war die Nacht aber doch zu kurz und so kam mir zum Frühstück der Kaffee aus der original Italienischen Maschine sehr gelegen. Ein Pott reichte um die restlichen Lebensgeister zu wecken, die sich noch irgendwo unter einer Bettdecke verkrochen hatten.


Gestärkt packte ich meine Sachen, bedankte mich für die gute Unterbringung sowie den Platz in der Garage und verstaute meine Taschen auf und in der brav wartenden BMW.
Vor der Garage parkte ein Auto und ließ nur einen kleine Gasse für das Verlassen der Garage offen. Vielleicht war es das Auto des Chefs, ich wusste es nicht, hatte aber auch keine Ambition nochmals in das Hotel zu gehen und zu fragen.

Für das Motorrad war der Spalt gerade breit genug, da ich aber die BMW hätte rückwärts heraus schieben müssen war mir das nicht so recht.
Ich erinnerte mich an meine Tour im Mai, als ich nachts, etwas angeschiggert zusammen mit dem Dorfältesten in ähnlich enger Lage, das Moped in sein Carport wuchtete und mich dann kurz auf der Motorhaube des versperrenden PKWs setzen musste.
So eine Situation wollte ich hier, am helllichten Tag aber vermeiden.

Die Garage bot gerade so viel Platz, dass ich die BMW mit geschickten Lenkmanövern nach gefühlten 25 Wendungen in richtiger Position für ein gefahrloses ausfahren hatte.
Na also, geht auch so dachte ich.
Die Profi-Variante wäre das Wenden der Maschine auf dem Seitenständer gewesen, doch das hatte ich bislang nur in einem Video gesehen und noch nicht selbst ausprobiert.
Das werde ich zu Hause mal üben.

Nun ging es endlich weiter.
Heute waren noch knapp 300 Kilometer zu bewältigen und für die Strecke würde ich nach meiner Berechnung und bei Fahrt über Landstraße noch ca. 6 Stunden benötigen.
Zeit für Pausen hatte ich somit auch genug, mein Ziel Bad Aibling wollte ich so gegen 16:00 erreichen.

Leider sah die Wetterlage nicht so beständig aus, aber da es noch nicht regnete kam die Schutzkleidung zunächst im Koffer.
Auf Anraten eines Kollegen hatte ich auf der Fahrt ein Langarm Shirt und sogar eine lange Unterhose angezogen. Der Zweck der langen Arme und Beine lag nicht im Schutz vor Kälte, denn so frisch war es nicht, es ging dabei viel mehr um den Schutz bei Wärme.
Hört sich komisch an, ist aber, und so wie ich es empfand, gerade wenn man unter der Jacke oder Hose ins Schwitzen kommt sehr angenehm. So klebt die Haut nicht direkt an der GoreTex Hülle, was auch bei einem möglichen Sturz die Scheuerwirkung auf der Haut verhindern soll. Das macht Sinn, ob es stimmt probiere ich aber gar nicht erst aus.

Vom heutigen Abschnitt versprach ich mir nicht sehr viel, zumindest bis ich endlich die Alpen sehen sollte. Die Routenplanung wies auch keine erkennbar interessanten Kurvenabschnitte aus, da es mir aber mehr um die Bewältigung der restlichen Kilometer ging war das in Ordnung.
Interessanterweise habe ich an diesen Abschnitt auch im Vergleich zu sonstigen Strecken recht wenige Erinnerungen im Kopf. Nein, ich habe nicht während der Fahrt weitergeschlafen!

Aus Mengen heraus fuhr ich ostwärts über Hohentengen weiter nach Ochenshausen, von wo ich dann über Rot an der Rot – die Ampel war aber grün – in Richtung Süden und in den Allgäu kam.
Das Wetter wurde immer unbeständiger und von Western kamen dicke Wolken heran die den Himmel schließlich komplett eintrübten. Ich war aber noch unschlüssig ob ich die Regenkleidung anziehen sollte, denn unter der Gummihaut wird mir doch schnell warm, und solange es sich vermeiden lässt, lasse ich sie lieber weg.

Schließlich wurde es kurz vor Kempten im Allgäu vor mir so schwarz, dass mir die Entscheidung abgenommen wurde. Am Ortseingang des Dorfes Burg hielt ich an einem Bushäuschen an, ein idealer Stopp für eine überdachte Pause.
Regenzeug und Butterbrot auf der Wartebank ausgebreitet schaute ich dem regen Verkehr zu bis ich dann wieder alles verpackte in meine Gummihülle schlüpfte.


Mit dem Zeug fühle ich mich in den ersten Minuten immer wie ein Michelin-Männchen.
So dauert es eine Weile bis ich die BMW erklommen, und mich auf dem Thron wieder bequem eingerichtet habe.
Auch an die Nutzung der Handschuhe im „Waterproof“ Modus muss ich mich erst wieder gewöhnen, denn durch die zweite GoreTex Haut fühlen sich die Lenkergriffe viel dicker an.
Zusätzlich ist aber auch noch das Ziehen und Lösen des Kupplungshebels vom Gefühl her anders und so würge ich beim ersten Losfahren den Motor gleich wieder ab.
Ein neuer Versuch klappt.

In den restlichen 2 Stunden hatte ich aber genug Zeit mich an die neuen Gefühle zu gewöhnen, denn paar Minuten später fing es richtig zu regnen an, und leider sollte sich das bis kurz vor meinem Reiseziel auch nicht mehr ändern.

Sehr schade wie ich fand, denn der Allgäu ist sonst landschaftlich sehr ansprechend und bietet schöne Ausblicke auf die Berge, doch leider verliert sich im Regen diese Spannung.
Die Sicht war durch die Tropfen vor-, und hinter dem Visier zudem etwas getrübt, also ließ ich es ruhig angehen und konzentrierte mich auf die klatschnasse Straße.

An Kempten vorbei führte der Weg mich weiter nach Westen über Marktoberdorf und Schongau in Richtung Starnberger See den ich unterhalb passierte, um dann viele tausend Regentropfen später mitten rein nach Bad Tölz zu fahren.
Langsam bekam ich Hunger, aber bei dem Wetter hatte ich keine Lust mich mit den nassen Klamotten irgendwo hinzusetzen, konnte aber auch keinen geeigneten Imbiss ausmachen.
Auf ein Brötchen von der Tanke hatte ich keinen Appetit, und weil es ja auch nicht mehr weit war, nur noch ungefähr eine Stunde, lies ich den Hunger, Hunger sein.

An diesem Tag gab es keine besonderen Vorkommnisse, zum Glück!
Aber  was mir bei der Fahrt durch den Regen unpassend erschien, war die Wahl meines Helmvisieres. Da ich mit viel Sonne auf der Fahrt in den Süden rechnete, hatte ich schon zu Hause mein Klarglasvisier, gegen eine dunkelgetönte Variante ausgetauscht.


Dazu muss ich sagen, dass ich mir bei POLO zusätzlich eine getönte Brille der Firma 3M aufsetze, da mir das Fahren mit offenem Visier lieber ist.
Die Brille schirmt den Wind prima ab und bei warmen Wetter ist die Lüftung einfach toll.
Auf Landstraßen und bis ca. Tempo 100 Km/h ist die Brille daher meine erste Wahl.
Am ersten Tag der Reise war die Kombination Sonnenbrille plus Visier im Bedarfsfall ok, im heutigen Regen, mit nun geschlossenem Visier war es dann aber doch etwas dunkel.

In weiser Voraussicht hatte ich mein klares Visier mitgenommen, doch das war jetzt tief in den Koffern, zwischen den Hemden bruchsicher verstaut.
Da sich das Wetter in den nächsten Tagen immer wieder wechselhaft zeigen sollte tauschte ich die Scheiben dann ein paar Tage wieder zurück.

An Miesbach vorbei ging es dann in Richtung Autobahn, aber nur unten durch, ich wollte ja auf der Landstraße bleiben. Bei Irschenberg unterquerte ich die A8, eine recht steile Strecke auf der es bedingt durch die Brummis und Wohnanhänger mit gelben Kennzeichen oft zu Verkehrsstörungen kommt. Für mich heute kein Hindernis, bis auf die LKWs, die sich hier auch auf der Landstraße hoch- und runterquälen.

Von hier konnte ich dann das erste Mal die Silhouette des Wendelsteingebirges sehen, wenn auch nur im Nebel und durch die nun langsam nachlassenden Regenschwaden, doch so hatte ich ihn in Erinnerung von meinen Urlaubsfahrten und Wandertouren in dieser Region.


Mir fiel auf, dass hier an vielen Stellen der Asphalt neu aufgebracht war, teilweise ohne Markierung war und daher noch recht frisch sein musste. Bei Sonne habe ich wegen der Rutschgefahr schon Respekt vor frischem Straßenbelag, bei Regen ist mir das dann noch weniger geheuer. Doch mit dem nötigen Abstand zum Vordermann und der erforderlichen Portion Aufmerksamkeit lief alles ohne Probleme.

Das letzte Stück zog sich, und mein Hunger wurde größer, sodass ich dann doch am Ortseingang von Bad Aibling an einer Tanke stoppte. Ja, eigentlich wollte ich kein Brötchen von der Tanke, da ich aber nicht wusste, wann es das nächste Futter gibt, gab ich mir einen Ruck, der Tante an der Tanke das Geld und füllte sowohl den Tank meiner BMW, als auch den eigenen. Die restlichen 1000 Meter waren so auch kein Problem mehr.

Ganz im Zeitplan erreichte ich mein Ziel und mittlerweile, oh Wunder, war es sogar trocken. Endlich kein Regen mehr, das erste was ich machte, war mich aus meiner Regenkleidung zu pellen.
Das musste die Sonne gesehen zu haben und ließ es kräftig scheinen, sodass es mir dann gleich sogar in der normalen Motorradjacke zu warm wurde.

Die Reise endet hier, an einem Standort im schönen Wendelsteingebiet   von dem aus ich noch weitere Touren machen möchte.


Ich werde berichten.



Fahrtstrecke Tag 2

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